Ingmar Winter am 2.5.2010 in der Münsterländischen Volkszeitung zum Konzert mit Oli Brown
Oli Brown im Tholi: „Rock Mai Baby!“
Rheine. Die Bluesinitiative „Bluesnote Rheine“ startete am Freitagabend im Tholi auf dem Thie in den 1. Mai - das nunmehr zweite Jahreskonzert dieser Initiativgruppe. Zwei Konzerte werden in eigener Regie noch folgen, zwei weitere in Kooperation mit der Thie-Gemeinschaft und mit Lorenbeck im „Wirtshaus“ anlässlich dessen fünfjährigen Bestehens (12. Mai).
Wer an diesem Vorabend des 1. Mai über 130 Besucher begeisterte, war der junge Blues-Sänger Oli Brown, der mit dem Drummer Simon Dring und dem Bassisten Roger Inniss für fast drei Stunden ein furioses Blues- und Funk-Programm bot. Aber die Standards einer Rhythm and Blues-Tradition wurden von dem spielfreudigen Trio weniger im Stil variiert als vielmehr in ihrer Art der Interpretation. Es ging Oli Brown, wie er in einem Vorgespräch mit der MV sagte, um Spielfreude, um die Bearbeitung klassischer Blues-Standards im freien Jazz-Stil, um eine „classic performance and a good show“ mit der Botschaft an das Publikum, „to be happy“.
Wenige Titel des Abends waren Cover-Versionen: Im ersten Set überraschte das Trio mit „Fever“, dem Ohrwurm im R&B-Stil von Eddie Cooley und John Davenport, sein Publikum, aber die Musiker um Oli Brown verließen nach einigen Takten die thematische Linie und gingen in einen kreativen Gitarren-Dialog (Brown und Innis) über als ruhiges Intermezzo, aus dem dann das Tempo wieder aufgenommen wurde, hinein in ein furioses Finale. Ebenso interessant die Bearbeitung „Hoochie coochie man“ (Original von Martin Scorsese) im zweiten Set. Auch hier wieder die Intention des Trios, mit kreativen Improvisationen beim klassischen Blues in den „free style“ hineinzukommen. Das Trio bot eine perfekte Bühnenshow, man rochierte und improvisierte, man kommunizierte und experimentierte, jede der vielen Eigenkompositionen wurde zum einmaligen Auftritt. Die Spielfreude der drei Musiker („Makes me wonder“) sprang auf die Zuhörer über. Oli Brown stach hervor durch seine ekstatischen Soli an der Gitarre („Played by the devil“) und durch eine variative Intonation seiner Stimme („Speechless“). Aus dem Debüt-Album „Open Road“ (Juli 2008) begeisterte nicht nur der vorgetragene Titelsong, sondern vor allem der Titel „Stone cold“ (Roxanne) mit einer enormen Kreativität. Das Frage-und-Antwort-Spiel der Gitarren wurde zur Kommunikation zwischen Oli Brown und dem an die Bühne drängenden Publikum, die Begeisterung sowohl bei den Hörern als auch die Spielfreude der Musiker waren nicht zu stoppen. Oli Browns Zuruf „Don’t stop it!” wurde zum Spaß Aller im Tholi-Saal auch von der Nebelmaschine ernst genommen, die ihre intensive Tätigkeit erst durch Umlegen eines Notschalters einstellen wollte. An diesem Abend konnte man die hoch angesetzten Vorankündigungen in der Presse bestätigt finden. Der britische Gitarrist, Sänger und Songwriter Oli Brown ist mit seinen 19 Jahren schon eine feste Größe in der Welt des Blues und Funk. Während nach den sehr positiven Bewertungen des ersten Albums die Oli Brown Band die erste englische war, die nach Memphis (Blues Convention) eingeladen wurde, tourt sie in diesem Jahr durch ganz Europa. Dass das Trio ihren Tour-Weg über Rheine nahm (wie gesagt: „open road“), ist nur der umsichtigen Recherche der Bluesinitiative zu verdanken.
VON INGMAR WINTER