Wilf Kiesow schreibt in der Münsterländischen Volkszeitung folgenden Artikel über das Konzert der Upsetters vom 28.8.2010 im Tholi:
Nach dem Regen kam der Blues
Rheine. Jeder kennt sie, viele besitzen sie, aber nur wenige spielen und beherrschen sie: Die Bluesharp. Dass man mit gerade einmal 20 Tönen Zuhörer begeistern kann, zeigte am Samstag die Gruppe The Upsetters um den Frontmann Uwe Placke.
Robert Grawe als Vorsitzender der Bluesinitiative war die Vorfreude schon bei der Ankündigung anzusehen, eine zur Zeit sehr gefragte Bluesband ansagen zu können.
„Metropolitan Avenue", das war der groovige, rein instrumentale Einstieg auf der Harp, gepresste Ziehtöne über das ganze Tonspektrum, Bending vom Feinsten, begleitet von knallenden Basssaiten: Richtung und Intensität des musikalischen Abends waren damit angedeutet. Schon im nächsten Stück spielte die Harp das Echo in „All of your love", gesungen vom Songwriter und Leadgitarristen Oliver Sorge. Ein klagend-aufgeregter Blues, gemischt mit psychodelischen Anleihen auf der E-Gitarre.
Eine andere Klangfarbe entlockte der Harpspieler in „Walking through the Park". So richtig bluesig, topfig, ein Wechselspiel zwischen Einzeltönen und Akkorden. Spätestens jetzt fühlte man sich versetzt in die amerikanischen Südstaaten, hörte das Rauschen der Tabakplantagen, sah das Wiegen endloser Baumwollplantagen und Weizenfelder.
Mit „High Temperature" wurde die Harp zum dumpf-erdig klingenden Instrument, fernab gellender Töne.
Textlich nahm das Unheil seinen Lauf in „Devil Woman". In Beat-Anleihen ergänzten sich nun eine ordinär heulend-jaulende Harp mit teilweise vulgär-laszivem Sound, ergänzt von Arnold Rissel mit Bassläufen, erinnernd an alte Kriminalfilme.
In „Lovesick Baby" änderten sich dann Klangfarbe und Stil. Eine chromatische Mundharmonika setzte nun dezent Akkorde, eine Lakewood-Gitarre wurde zur Slide-Gitarre, unaufdringlich unterstützt durch Thomas Liesen am Schlagzeug.
Und ab jetzt auch unterstützt durch Mitklatschen der Zuhörer. Nun kam so richtig Stimmung auf, die sich noch steigerte bei dem Stück "Bring it on home". Einfach grandios, wie Uwe Placke seine Harp-Lokomotive durch die Weizen- und Baumwollfelder dampfen ließ, Crescendi sich mit Decrescendi ablösten und frenetischer Zwischenapplaus schon beinahe nach Bitte um Zugabe am Ende des Konzertes klang.
Auch im zweiten Teil des Konzertes begeisterte das kongeniale Zusammenspiel aller vier Musiker: Auch hier wurden Stimmzungen der Harps meisterlich „gequält", instrumentale Dialoge in verschiedenen Tonarten vollendet präsentiert. Und dies sogar teilweise auch ohne Verstärker.
Geradezu in voller Überlänge war man dann bei „On the road again" ganz Ohr. Gellende Pfiffe der Begeisterung galten dabei allen Musikern, die damit das Konzert - natürlich nach der obligatorischen Zugabe - beendeten.
Vom Blues allein leben können? Nein, nicht möglich, verriet der Schlagzeuger im Gespräch mit unserer Zeitung. Zwar spielen sie noch jeder in anderen Bands; in der Formation „The Upsetters" spielen sie seit vier Jahren. Als Banker, Lehrer und Journalist gehen sie ansonsten ihren bread-and-butter Berufen nach.
Die Frage nach ihrem Namen war rasch beantwortet: Bei einem Kneipenbesuch bildeten sie aus dem englischen Tätigkeitswort für upset (schockieren, verärgern, aufregen) ihren Bandnamen."Bloß nicht schon wieder was mit Blues im Namen!" schmunzelte Thomas Liesen.
VON WILF KIESOW