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Wilf Kiesow in der MV zum Konzert mit Nine Below Zero

Auch „Minus neun Grad" können einheizen
Furioses Blues-Rock-Konzert „Nine Below Zero" im Hypothalamus

ninebelowkiesowNatürlich haben Bands ihre Homepage, natürlich kann man sich an Facebook-Likes orientieren, natürlich kann man sich Youtube-Filmchen anschauen, natürlich kann man sich Songs runterladen. Aber: Live bleibt live!
So präsentierte am Samstagabend Bluesnote Rheine ein musikalisches Großkaliber aus Anlass ihres traditionellen Nikolausblues. Mit der Londoner Band „Nine Below Zero" konnte der Verein sich und vielen lokalen Bluesenthusiasten einen lang gehegten Wunsch erfüllen und diese kultige Blues-Rock-Formation um den Frontmann Dennis Greaves (Gitarre, Gesang) mit Brendan O'Neill (Schlagzeug), Ben Willis (Bass) und Mark Feltham (Harp, Gesang) nach Rheine ins Hypothalamus verpflichten.


Diese Gruppe ist schon seit mehr als 30 Jahren ein „household name", ein Markenzeichen auf der Insel für Blues-Rock, welches das Schwärmen für die Energie aus den Anfängen der Rockzeit wach werden ließ. Nach Auflösung, Umgruppierung und „Reunion" präsentierte sich eine Profiband im besten Sinne.
Zu Beginn dankte John Scholten im Auftrage des Betreibers des Hypothalamus für die gute Zusammenarbeit mit der Bluesinitiative, und ein zipfelmütziger, nikolausiger Gruß des Veranstalters an die beinahe 200 Gäste gab dann die Bühne frei für zwei Sets plus Zugaben.

 Ein Konzert-Rezensent freut sich immer über eine vorab eingereichte Setliste. Diese lag vor, jedoch mit dem kleinen, feinen Hinweis: Änderungen möglich. Vor lauter Spielfreude hielt man sich wenig an die selbst gesetzten Vorgaben: In 17 Songs plus zwei Zugaben bewiesen sie ihre ganze musikalische, technische und stimmliche Bandbreite.
Eine fantastische Rhythmusgruppe bildeten Brendan O'Neill, ein langjähriger Weggefährte von Rory Gallagher, und Ben Willis. Mehr als nur Snare-Drum-Etüden, sondern präzise Wirbel, Vorschläge und beeindruckende Dynamik mit Anklängen zu Jazzpassagen, dabei sehr gutes Timing und banddienliches Spiel, während der Bass solide vom Neumitglied geführt wurde. Dennis Greaves ist ein britisches Urgestein seit der Bandgründung im Jahre 1977: Druckvoll und gleichzeitig filigran sein Gitarrenspiel, gefühlvoll und rauh-kernig sein Gesang. So kennt man ihn auf den internationalen Bühnen. Ein absoluter Ohrenöffner mit Gesang und vor allen Dingen seinen Bluesharps war an diesem Abend Mark Feltham. Bereits als Sessionmusiker war er gefragt für Rockheroen wie Rory Gallagher, Oasis und Roger Chapman. Als zweite Solostimme ergänzte er bestens Dennis Greaves. Aber herausragend war die Virtuosität auf seinen Harps. Nicht jeder kann in seiner Musikvita Joe Cocker, Tom Jones, Annie Lennox oder Robby Williams aufführen. In keiner Tonart war er mit der limitierten, bauartlich bedingten Anzahl von 20 Tönen zufrieden. Er bog sich atemberaubend die Töne zurecht, will sagen, er beherrschte Bending und Overblowing meisterhaft, variierte zwischen schrillem Einzeltonspielen und erdigen Bass-Akkorden, fühlte sich in Dur ebenso zu Hause wie in Moll. Weit entfernt von der Wanderliederwelt.
Man musste nicht alle Texte verstanden haben, um in eine kollektive Begeisterung zu verfallen. Wer hat schon „Soft Touch", „I need my car", „Move it" oder „Bad town" herausgehört! Eher schon „ On the road again" oder ein gecovertes Stück von Muddy Waters. Sehr zur allgemeinen Überraschung holte er sich den Rezensenten auf die Bühne, und plötzlich ergänzten sich zwei grundlegend verschiedene Spielrichtungen auf Mundharmonikas.
Eine Gruppe, die selbst nach Jahrzehnten dermaßen kraftvoll und unverbraucht wirkend auftritt, kann keine wirkliche Musik-Energie-Krise gekannt haben. Mit der Nostalgiezugabe „Wooly Bully" aus den 60er Jahren und einem Akustikausklang von Fleetwood Mac endete ein hochkarätiger Abend.
Bliebe noch die Benotung für Kreativität, Musikalität und Bühnenpräsenz: Ein glattes Summa cum laude. Sehr gut.

Wilf Kiesow am 8.12.2014 in der MV

 

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