Girls with Guitars:

Heißer Blues im Tholi-Wohnzimmer

Rheine. Das Tholi wurde zum Blues-Wohnzimmer. Die Gitarristin spielte auf Socken, die Zuschauer waren auf Du und Du mit den drei Girls auf der Bühne und als wäre das nicht schon familiär genug, durfte auch der Nachwuchs noch vorsingen.

Von Dieter Huge sive Huwe

Dabei gehören die drei jungen Frauen mit ihren Gitarren doch selber nochzu den Nachwuchstalenten der Blues-Szene. Für den Blues-Caravan, den das Label Ruf-Records auch durch Rheine ziehen ließ, waren sie zusammen gekommen, die löwenmähnige Bassistin Cassie Taylor und Samantha Fish, beide aus den Staaten. Komplettiert wird das Trio durch die Britin Dani Wilde, in der Emsstadt seit ihrem Gig vor zwei Jahren bereits wohl bekannt.

 Dass das Preview im Herbst letzten Jahres in Lorenbecks Gasthaus nur ein lauer Vorgeschmack war auf das, was da am Freitagabend im Tholi geboten wurde, machte schon der Opener "Bitch" deutlich. Die druckvolle Stones-Nummer stellte unmissverständlich klar: Hier würde es nicht die reine Leere des Blues geben.

Und das mit zum überwiegenden Teil selbt geschriebenen Stücken vom jüngst eingespielten Album. Wie breit dies gefächert ist, zeigen Nummern wie "Leaving Chicago" oder "Satisfy my Soul", beides Stücke aus der Feder von Bassistin Cassie Taylor. Sie setzte ihre mal engelsanft, mal rauchig-lasziv klingende Stimme hier ebenso akzentuiert ein, wie sie kess mit den Fans in der ersten Reihe kokettierte.

Gleich neben ihr fühlte sich Samantha Fish auf der Tholi-Bühne offenbar pudelwohl und spielte den Gig auf Socken - und zwar ganz heißen. Die rockigeren Parts und auch die Rhythm & Blues-Stücke des Sets stammten überwiegend aus ihrer Feder. Bisweilen nur zusammen mit Bass-Frau Taylor und dem französische Drummer Denis Palatin auf der Bühne, machte sie das Tholi eher zum Rock- als zum Bluespalast. Und das sehr zur Freude der 180 Zuhörer im alten Kinosaal.

Die Traditionen des Blues pflegte die Dritte im Bunde. Dani Wilde glänzte nicht nur durch flinke Finger auf der Lead-Gitarre, sondern auch durch wohlmodulierte Gesangparts, in die sie viel Gefühl legte. Szenenapplaus gab es vor allem nach den Slow-Nummern für die Songwriterin.

Die Gitarren-Girls verbeugten sich mit zwei Klassikern vor ihrem dankbaren Publikum. Steve Millers "Jet Airliner" gab es in einer interessanten Interpretation, "Highway to Hell" von AC/DC ungeschminkt und mit allem Power, die die Anlage hergab, fast zum Schluss.

Für den hatten sich die drei Musikerinnen den Blues-Nachwuchs auf die Bühne geholt. Gerade einmal zwölf Lenze ist die kleine Alegra aus Münster alt. Der Mikroständer wurde herunter geschraubt, die Stimmung nochmals hinauf: "Rock me all night" machte ein ungewöhnliches Musikfest für die ganze Blues-Familie komplett.