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Wilf Kiesow in der MV zum 'Blues in den Mai'

Musikalisch mächtige Maibowle

 

Rheine. Schon nach zehn Stücken frenetischer Applaus für eine Zugabe, herbeigeklatscht und herbeigepfiffen in einem nahezu ausverkauften Tholi am Vorabend des 1. Mai? Und dann noch einmal weit nach Mitternacht sechs weitere Zugaben?
Zu diesem Spektakel hatte die Bluesnote-Initiative Rheine zwei Gruppen eingeladen, die sich vorzüglich ergänzten. Da war zum einen die Gruppe „Kopi&Paste" aus Rheine, andererseits die Berliner Bluesformation „Blues Alligators".

Spricht man in Musikerkreisen vom Warm-up, so ging es mit Ina Piepel (Gesang), Torsten Schmalbrock (Piano), Jannik Hülsbusch (Drums) und Jan Henrik Terheyden (Gesang, Gitarre) gesanglich und instrumentalisch mit gecoverten Liedern von Ray Charles, Marvin Gay oder Alicia Keys bereits schon früh sehr hitzig zu. Wer nach weniger als einem Jahr sich als lokale Nachwuchsband derart souverän auf der Bühne präsentiert, wer „Unchain my heart" derart cool vorträgt, wer seinem Digitalpiano das nicht einfache „The way it is" entsteigen läßt und in „Empire State of mind" mit Gestik und Stimme souverän kokettiert: Von dieser Formation wird man noch mehr hören. Es ist ihr zu wünschen.
Nun war die Bühne bereit für einen Wechsel in Herkunft, Alter und Stil. Aus Berlin waren angereist sechs Musiker, welche die Väter der Vorgruppe hätten sein können. Im Gepäck hatten sie um Julius Seelig (Gesang) ihre Bluesharps (Markus Kunz), Bassgitarre (Trotter Schmid), E-Gitarre (Ken Frisse), Schlagzeug (Stefan Meier) und Piano (Marc Witte). In die ersten gesetzten musikalischen Fußstapfen, hinterlassen durch ein Harp-Intro, folgte im Laufe des Abends die gesamte Stilbreite des Texas Shuffle, des West-Coast Swings und des Chicago Blues. Schnell hatte man sich eingehört in das groovende Spiel des Sextetts, in die knackigen Soli der E-Gitarre, die
Swing-Patterns des Schlagzeugers, in den stoisch ruhig sich ausbreitenden Rhythmusteppich der Bassgitarre und in die imposante, modulatonsfähige Stimme des Lead-Vokalisten. Und immer wieder begleitend oder, die Bühnenmitte suchend, der schwarze Mann Markus mit den silbernen Marineband Bluesharps und seinem Fahrradlampenmikrophon. Manchmal dezent, meistens sehr druckvoll, die ganze technische Virtuosität des Bending und Overblowing demonstrierend, wurde dieses zentrale Instrument des Blues eingesetzt.

 

Viele renommierte Künstler dieses Genres wurden neu, hart und elektrisierend interpretiert. Das blueserfahrene Ohr hörte sofort einen Jimmi Reed („Big Boss, Man"), Ray Charles („Hard Time"), Muddy Waters („I wanna be loved"), B.B. King („Mean old world"), oder einen Jimmy Rogers („'Walking by myself") heraus.
Bedient wurden in den Texten die Inhalte, die sowohl im klassischen Blues des Vaudeville als auch im traditionellen Country Blues bekannt sind: die Beschreibungen des Alltags mit seinen arbeitenden, leidenden und liebenden Menschen. Wie müssen sich besonders beim Titel „Swamp Night" Musiker fühlen, die von krokodilverseuchten Sümpfen von Louisiana singen? Beinahe zu hause. So mussten sicherlich auch die aufgestellten original Warnhinweis-Tafeln „Crododiles" zu verstehen gewesen sein.

Nur folgerichtig wäre es gewesen, wenn als letzte, wirklich letzte Zugabe gespielt worden wäre: „Blues at Daybreak". Denn dann war der Mai schon eine Stunde alt.
Wilf Kiesow

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